Oktober 2023 kehrte Frach Collectiv zusammen mit Blindspots nach Subotica – einer nordserbischen Stadt in der Nähe zur ungarischen Grenze – zurück. Aus Griechenland oder Bulgarien kommend, haben Menschen auf der Flucht in den letzten Jahren Serbien durchquert, um nach Ungarn einzureisen und von dort aus ihren Weg nach Österreich, Deutschland und in andere Länder Westeuropas fortzusetzen.
Täglich kommt es zu Pushbacks und Gewalt durch die ungarische und serbische Polizei. Nach ungarischen Polizeistatistiken wurden im Jahr 2023 mehr als 140.000 Pushbacks von Ungarn nach Serbien durchgeführt. Seit Jahren sammeln zahlreiche Menschenrechtsorganisationen Berichte über Misshandlungen von Flüchtenden durch die ungarische Polizei: Schläge, Pfefferspray, Hundeangriffe, Elektroschockpistolen, Schusswaffengebrauch und Demütigungen.
Im vergangenen Winter haben Blindspots und Frach Collective Öfen in den informellen Unterkünften von Flüchtenden auf der serbischen Seite der Grenze aufgestellt und Brennholz für die Öfen verteilt. Der Zugang zu Wärme ermöglicht es den Menschen an der Grenze, sich aufzuwärmen, warme Mahlzeiten und Getränke zuzubereiten und sich nicht durch offenes Feuer dem Rauch auszusetzen – letztlich können sich die Menschen so zumindest ein wenig von der Gewalt an der Grenze erholen.
Im Oktober, wenn die Nächte kälter werden und die Bedingungen für die Menschen, die in Grenznähe unterwegs sind, noch härter werden, begann unser Team, das sich aus Freiwilligen der beiden Kollektive zusammensetzt, mit der Reparatur von Öfen, die im vergangenen Winter benutzt worden waren, mit der Beurteilung der Bedingungen in den besetzten Häusern und mit der Verteilung von Brennholz. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit unseren Freund*innen und Partnern in Subotica, die dort das ganze Jahr über Menschen auf der Flucht unterstützen.
Im Vorfeld der serbischen Wahlen im Dezember 2023 verschärfte sich der polizeiliche Druck auf Geflüchtete und ihre Unterstützungsstrukturen. Polizeieinheiten aus anderen Teilen Serbiens wurden nach Nordserbien beordert und brachten Flüchtende gewaltsam, gegen ihren Willen in Lager in Belgrad und weiter südlich von Serbien. Sie zerstörten auch ihre provisorischen Unterkünfte. Organisationen und Gruppen, die dort Unterstützung leisteten, waren gezwungen, ihre Arbeit zu unterbrechen, um der Polizei und weiteren Repressionen zu entgehen.
Mit dieser Operation wurde die Route der Menschen auf der Flucht, die durch Serbien führt, nachhaltig verändert. Eine Zeit lang war die Route nach Nordserbien von den Behörden blockiert, die Polizei vertrieb weiterhin Menschen aus besetzten Häusern und brachte sie in Lager im Süden nahe der bosnischen und kosovarischen Grenze. Dies ist zwar keine neue Praxis – Räumungen waren während des gesamten Jahres 2023 und im Winter davor üblich -, doch dieses Mal wurde dabei die Fluchtroute massiv verändert.
Unser Team fand nur verlassene ehemals besetzte Häuser vor, und kaum ein Flüchtender schien den Norden Serbiens zu durchqueren. Stattdessen stieg die Zahl der Menschen, die im Umsonstladen von Kompas071 – unseren Freund*innen in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina – auftauchten. Daher haben wir beschlossen, unsere Arbeit in Nordserbien einzustellen, aber engen Kontakt zu unseren Partner*innen dort zu halten, falls sich die Situation ändert. Darüber hinaus haben wir unsere Bemühungen zur Unterstützung von Kompas071 Sarajevo verstärkt, die täglich Menschen auf der Flucht helfen. Mehr Informationen über die Arbeit von Kompas071 und unsere Zusammenarbeit finden Sie hier.
Weitere Informationen über die Lage in Serbien:
Klikaktiv – From migration to criminalization-
growing oppressive treatment
against people on the move
in Serbia – Annual report for the year 2023
Collective Aid – Subotica Situational Update November 2023
ALL PHOTOS ARE NOVEMBER 2022, PHOTO CREDITS: DAVID PICHLER