THE FRACHCOLLECTIVE AT FUSION 2022

Was hat die FUSIONrakete mit Supportstrukturen an der außeneuropäischen Grenze zu tun?
Seit einigen Jahren bietet das Fusionfestival, ausgehend aus der notwendigen Erstarkung der zivilen Seenotrettung seit 2013, Akteur*innen die sich für freedom of movement einsetzen, mit dem Harbour Space eine Plattform, über ihre Arbeit zu sprechen und mit dem interessierten Publikum in den Austausch zu kommen.
Dort können Initiativen, die global und lokal Unterstützungsstrukturen für Fliehende und migrantische Menschen ausbilden und stärken, sowie intersektional die Belange der queeren Communities, FLINTA*s und BIPOC-Initiativen mit einbeziehen, auch im Festivalrummel, politische Themen platzieren.
2022 hatten wir die Möglichkeit, dort gemeinsam mit befreundeten Filmschaffenden, über unsere Arbeit vor Ort in Bihac zu sprechen und kritisch unser eigenes Tun und Handeln als weißes vorrangig deutsches privilegiertes Kollektiv zu reflektieren.
Der Harbour Space ist ein kleiner Spot, wie ein Palettenzimmer: eine kleine Bühne, eine kleine Bar mit gutem Kaffee und Waffeln. Das wars.
Irgendwo im Hintergrund wummert der Bass; hier treffen sich politisch motivierte Menschen, um sich zu informieren, zu vernetzen und den täglichen Wahnsinn an den Grenzen und die täglichen antikapitalistischen Kämpfe gegen Rassismus, Queerfeindlichkeit und die Migrationspolitik der Länder zu zeigen. Aber es geht nicht nur um Betroffenheitsshow, sondern auch um die Einladung, gemeinsam an gemeinsamen Strategien zu arbeiten.

Da fragt sich schon mitunter: ist das eine Alibifunktion zwischen Essenständen, hedonistischer Feierkultur und Konsum? Nee, finden wir – es schließt sich keineswegs aus. Und so entschieden wir, die Möglichkeit zu nutzen. Das kann ALLES miteinander sein. Gerade hier empfinden wir eine große Offenheit gegenüber unseren Anliegen, und die Möglichkeit auch diese Ambivalenz auszuhalten.
Die Vielzahl an Gruppen, die seit über 20 Jahren die FUSION wuppen, zeigen, mit wieviel Energie das Festival ausgestattet ist und die Leute kommen, fragen, wollen sich diesen Widersprüchen stellen.

Die Bandbreite der Projekte und Kollektive, die sich hier vorstellen ist groß und vielfältig – vom Rollingsafe Space „ROSA“ bis zu kleinen Initiativen aus Palästina oder dem Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt Panels zum internationalen kapitalistischen Business hinter den Grenzen oder zu solidarischen Kämpfen, der zum Bsp. Rapfugees.
Sitara Thalia Ambrosius und Ivan Furlan Cano, deren Multimediainstallation „Kandvala“ ( https://story.multim3dia.de/kandvala#290721 ),  das Resultat einer mehrwöchigen Recherchearbeit in Bihac ist, sprechen und zeigen eindrücklich
wie die Situation in der Region um Bihac und das Camp Lipa seit einigen Jahren für Fliehende war und ist.

Festgesetzt vor der europäischen Union, an der Grenze zu Kroatien jeglicher Rechte beraubt und deren Leben mehr einem „Überleben“ ähnelt. Zahlreich wird dokumentiert, welchen Repressionen sie ausgesetzt sind und wie gefährlich und beschwerlich der Weg, das „Game“ für sie ist. Sie zeigt aber auch die all die Hoffnungen und Stärke, die in der Entscheidung steckt, sich aufzumachen auf den Weg in eine freiere Zukunft.
Und wir: Sprechen v.a über die Arbeit unseres kleinen Kollektivs vor Ort und die Verantwortung die damit einhergeht, kommen mit den Zuhörenden ins Gespräch über unsere Privilegien und die Möglichkeit ohne Paternalismus, solidarisch mit Fliehenden zu sein.
Unser Beitrag wird abgerundet von der Lesung des Buchprojekts GRENZENLOSE GEWALT – DER UNERKLÄRTE KRIEG DER EU GEGEN FLÜCHTENDE) des Kollektives mEUterei , ein Gemeinschaftsprojekt vieler Akteur*innen, die detailliert die systematische Abschottung und Gewalt der Friedensnobelpreisträgerin Europäische Union darstellen und damit eine klare Position der Anklage beziehen.

https://www.assoziation-a.de/buch/Grenzenlose_Gewalt

https://www.assoziation-a.de/dokumente/mEUterei_Borders_of_Violence.pdf

 #leavenoonebehind #fightfortresseurope